NEUE: Mit dem Handbike quer über den fünften Kontinent
Thomas Bechter, Philipp Bonadimann, Jürgen Egle und Wolfgang Wimmer haben ein Ziel: In nur sieben Tagen von Perth nach Sydney.
von Dunja Gachowetz
Extreme Temperaturen von über 50 Grad untertags und eisigen Minusgraden in der Nacht. 4000 Kilometer und 12.000 Höhenmeter liegen in Australien vor Thomas Bechter, Philipp Bonadimann, Jürgen Egle und Wolfgang Wimmer. Und das per Handbike.
Die Strecke kennen die vier querschnittgelähmten Sportler bisher nur von einem Video. Dennoch haben sich die vier Mitglieder des Rollstuhlclubs ENJO Vorarlberg für den Oktober das Ziel gesetzt, den offiziellen Weltrekord zu brechen. „Wir wollen die 4000 Kilometer in sieben Tagen ohne Unterbrechung fahren. Schaffen wir das, dann haben wir den neuen Weltrekord aufgestellt“, erklärt der 30-jährige Philipp Bonadimann. Das sei für ihn auch die größte Motivation. Der offizielle Weltrekord liegt bei sieben Tagen, acht Stunden und 49 Minuten. Aufgestellt hat diesen der nicht behinderte österreichische Langstreckenradprofi Gerhard Gulewicz 2007. Damit auch alles mit echten Dingen zugeht, werden die Sportler von einem offiziellen Schiedsrichter begleitet.
Langstreckenerfahrung
Die Idee, mit dem Handbike über Tausende von Kilometern zu fahren, liegt jedoch schon länger zurück, erklärt Rollstuhlclub-Obmann Hubert Kilga. „Ich habe vor vielen Jahren eine Tour von Altach nach Loipersdorf organisiert. Die war so erfolgreich, dass wir die Strecke dann nochmals von Loipersdorf nach Altach gefahren sind“, erzählt
Kilga. Damit die Sportler eine neue Herausforderung hatten, sind sie auf dem Rückweg unter anderem über den Glockner, den Fernpass und den Hochtannbergpass
gefahren. Vor vier Jahren haben dann sechs Handbiker am „Race Across America“ teilgenommen. Sie bewältigten in zehn Tagen und Nächten ohne Unterbrechung fast 5000 Kilometer. Die Erfahrungen, die Bechter, Bonadimann, Egle und Wimmer bei dem Rennen gesammelt haben, werden ihnen bei der über 4000 Kilometer langen Strecke in Australien sicherlich nützlich sein. „Wir müssen auf jeden Fall flexibel sein. Je länger das Rennen dauert, um so intensiver werden auch die körperlichen und
psychischen Belastungen. Das ist auch eine große Prüfung für unsere Kameradschaft. Das Rad muss einfach immer rollen“, sagt Bonadimann.
Technische Probleme hätten die Sportler damals sehr wenige gehabt. Aufgrund der guten Vorbereitung rechnen sie auch für die kommende Tour mit keinen Schwierigkeiten. Sollte bis zum Abflug dennoch etwas Gröberes passieren, trainiere sicherheitshalber Dietmar Dorn mit dem Quartett. Fällt jedoch in Australien einer aus,
dann müssen die restlichen Fahrer das richten.
Ab 16. Oktober werden die Sportler mit ihrem 26-köpfigen Betreuungsteam 24 Stunden auf der Straße sein. Die Strecke wird alles von ihnen abverlangen. „Wir werden
in Teams unterwegs sein. So können sich zwei Fahrer erholen, während zwei sich stündlich abwechseln“, erklärt Bonadimann. Nach rund sechs Stunden werde es zum großen Wechsel kommen. Damit sie den Weltrekord brechen können, müssen sie durchschnittlich mit 24 Stundenkilometer unterwegs sein und dabei muss jeder einzelne Sportler rund 143 Kilometer pro Tag fahren. Das entspricht einer Tagesleistung von zirka 572 Kilometer.
Charity Event
Wer die Sportler unterstützen will, kann auf www.raaus.at Streckenmeter kaufen. Ein Meter kostet einen Euro, vier Millionen Meter stehen insgesamt zur Verfügung. Mit dem Reinerlös will der Rollstuhlclub karitative Projekte in Österreich und Australien unterstützen.